Modern trifft auf Alpin
Ein zeitgemässer Bau, der sich schlüssig in seine Umgebung fügt – und mit ihr auf vielen Ebenen in Austausch tritt. Darauf zielten wir beim Neubau der Tal- und Bergstation Gstaad-Eggli.
Die Seilbahn Gstaad-Eggli führt vom Rande des Dorfs Gstaad ins Ski- und Wandergebiet Eggli. Die in die Jahre gekommene Anlage musste ersetzt werden – und mit ihr auch die beiden Stationsgebäude. Im Ideenwettbewerb 2016 konnten wir uns mit unserem Vorschlag gegen rund zehn Mitbewerber durchsetzen und den neuen Bau im Herbst im 2019 abschliessen.
Das symmetrisch gestaltete Dach nimmt die Form des Berges auf und erinnert an Kranichflügel – eine symbolische Andeutung des Naturerlebnisses auf dem Eggli. Das ganze Gebäude ist mit einem Schleier aus Holzlamellen eingekleidet. In unterschiedlichen Winkeln ausgerichtet, fügen sie sich zu einem dynamischen Wellenspiel, das Einblicke in die dahinterliegenden, grosszügigen Verglasungen bietet und die Durchlässigkeit des Gebäudes betont. So nimmt die Architektur den regionalen Chalet-Baustil auf, bleibt aber klar in der Gegenwart verortet.
Im Innern der Talstation erwartet die Fahrgäste keine dunkle und karge Durchgangspassage, sondern ein heller Raum mit vielfältigen Aussenbezügen. Im zentralen Wartebereich führen die Lamellen ihren Blick nach draussen. Über mehrere Dachöffnungen fällt Tageslicht ein. Wir setzen dem alten Mief vieler Gondelstationen damit bewusst attraktive Räume entgegen, in denen sich Skifahrerinnen und Skifahrer wohl fühlen können.
Die Talstation vereint neben dem Gondelbetrieb ein vielfältiges Raumprogramm von Personal-, Büro- und Wohnräumen. Im Innern ist der Bau in drei Gebäudeteile gegliedert: Links ist das Gondelgebäude, im mittleren Flachbau befinden sich Eingang, Kasse und Garagierung, im rechten Gebäudeteil ist die Verwaltung der Bergbahnen Destination Gstaad (BDG) untergebracht.
Im Verwaltungsgebäude besetzen technische Räume, Umkleiden, und Büros und Angestelltenräume die ersten beiden Stockwerke. Im Dachgeschoss befinden sich ein Konferenzzimmer, ein Empfangsraum mit Küche und neun Personalzimmer für Saisonniers. Die Innengestaltung ist modern und sachlich gehalten, Sichtbetonelemente referenzieren einen industriellen Stil und kontrastieren die Holzanteile.
Die Dachräume verdichten das Innenleben der BDG, hier finden Sitzungen, Empfänge und Apéros, aber auch Wohnalltag statt. In den Gemeinschaftsräumen leitet die Lammellenfassade den Blick nach draussen und stellt die Verbindung mit der Umgebung her. Die fix montierten Holzelemente orientieren sich am Sonnenlauf und der Aussicht. Je nach Position im Raum eröffnen sie unterschiedliche Aussichten und sind selbst kaum zu sehen. So hat der Verwaltungsrat bei Sitzungen den Betrieb wortwörtlich im Blick.
Als zusätzliche Lichtquelle fungieren in den Dachräumen zahlreiche Dachfenster, die wiederum den Blick in den Himmel freigeben. Die Kombination der verschiedenen Lichtquellen schafft eine lebendige Atmosphäre und unterstützt das Spiel von Innen und Aussen: Tagsüber nehmen die Menschen im Gebäude die Umgebung wahr, umgekehrt sieht man abends vom Dorf aus, dass in der Talstation Eggli etwas läuft.
Die architektonische Sprache wird oben auf dem Eggli weitergezogen: Die deutlich kleinere Bergstation nimmt die Lamellenfassade wie auch die charakteristische Dachform erneut auf und sorgt rund 500 Meter oberhalb von Gstaad für den Abschluss der Gesamtkonzepts.
Eine spezielle Herausforderung war für uns einerseits, die hohen Ansprüche der Seilbahntechnik mit einer attraktiven Raumgestaltung in Einklang zu bringen, und andererseits das umfassende Raumprogramm schlüssig in einem Bau zu vereinen, der sich trotz seiner Grösse stimmig in die Umgebung einfügt. Die dreijährige Planungsphase war ein spannender Prozess, an dem das ganze Reichenbach-Team mitwirkte und Freude hatte.
Bauherrschaft Bergbahnen Destination Gstaad
Architektur Reichenbach Architekten AG, Inhaber: Hanspeter Reichenbach
Projektleitung Jacobo Herraez
Adresse Egglistrasse 43, 3780 Gstaad
Seilbahnanlage Bartholet Maschinenbau
Gestaltung Panorama-Gondeln Porsche-Design
Bauzeit Frühling-Herbst 2019
Text Martina Kammermann